Offener Brief - Der Fußball ist sicher
Sehr geehrte Damen und Herren des Ministeriums des Innern in NRW,
sehr geehrte Damen und Herren beteiligte der Innenminister-Konferenz,
sehr geehrter Herr Reul,
in den vergangenen Wochen protestierten tausende Fußballfans sowohl auf den Rängen in den Fußballstadien dieses Landes als auch auf den Leipziger Straßen, um sich gemeinsam für den Erhalt einer offenen und lebendigen Fankultur einzusetzen. Von der ersten bis hinunter zur fünften Liga herrscht mit großer Mehrheit aller Fans, nicht nur bei den oftmals in den Medien als alleinige Befürworter der Proteste dargestellten „Ultras“, Einigkeit darüber, dass das Fußballstadion ein sicherer und schützenswerter Ort ist, welcher durch eine enorme Überwachungsverschärfung mitnichten den von Ihnen und Ihren Innenminister-Kollegen gewünschten Erfolg bringen.
Die Zahlen belegen es deutlich. Die Zahlen, die Sie sicherlich zuhauf gelesen und die Ihnen in verschiedenen Arbeitskreisen seitens der Zentralen Informationsstelle präsentiert wurden, verbuchen einen deutlichen Rückgang der Strafverfahren, der polizeilichen Einsatzstunden und der verletzten Personen in den Fußballstadien Deutschlands. In allen anderen Bereichen wäre ein solcher Zahlenbericht als voller Erfolg verbucht und die beteiligten Kräfte hervorgehoben und gelobt worden. Doch statt den Zahlen die verdiente mediale Aufmerksamkeit zu geben, wird über verschärfte Maßnahmen gesprochen, die im enormen Gegensatz zur Rechtsstaatlichkeit unserer Bundesrepublik stehen!
Wir fordern:
Den Fußball als Ort der Selbstbestimmung und sozialem Engagement zu schützen und das Ausleben freier Fankultur nicht zu stoppen.
Das in der deutschen Justiz als fester Bestandteil geltendes Prinzip der Unschuldsvermutung aufrechtzuerhalten und kein Stadionverbot ohne entsprechenden Beschluss auszusprechen.
Keine Auslagerung von Entscheidungen über Stadionverbote an eine zentrale Stadionverbotskommission. Das Urteil zu entsprechenden Stadionverboten muss weiterhin Teil der Vereinsarbeit sein.
Eintrittskarten ohne Personalisierung.
Eine den präsentierten Zahlen entsprechend differenzierte Debatte in deutschen Stadien.
Gerade Vereine wie der SC Rot-Weiß Oberhausen sind enorm an das Engagement seiner Fans innerhalb und außerhalb des Stadions angewiesen. Durch überharte und teilweise ungerechtfertigte Maßnahmen wird das Engagement und die Selbstbestimmung in deutschen Stadien mit Füßen getreten. Das Stadion ist und bleibt ein Raum freier Entfaltung für Jung und Alt.
Herr Innenminister Reul, überdenken Sie eine solch extreme Verschärfung überharter Eingriffsmöglichkeiten und lassen Sie die notwendige Arbeit von Polizei, Fanprojekten und Vereinen ihr übriges tun. Denn nur durch eine faktenbasierte Debatte, einem für alle Seiten sinnvollen Fußball-Alltag und einer lebendigen Fankultur bleibt der Fußball hier in Deutschland ein einzigartiges Erlebnis, auf welches die ganze Welt mit neidischen Blicken schaut.
SC Rot-Weiß Oberhausen e.V.
Fanszene Oberhausen
